In Kalpitiya verlängert sich die Ausgangssperre bis zum nächsten Tag um 16 Uhr. Dann wird sie für 2 Stunden außer Kraft gesetzt um dann von 18 Uhr bis um 10 Uhr morgens wieder angesetzt. Da wir nicht darauf vorbereitet waren, mussten wir unsere Wasser in der Zeit gut einteilen. In den 2 Stunden ohne Sperre, sieht es in den kleinen Geschäften und Straßen so aus, wie in Deutschland vor einem Feiertag. Jeder muss schnell seine Vorräte aufstocken. Nach 3 Tagen wird auch die nächtliche Ausgangssperre aufgehoben. Dana, eine Freundin und Arbeitskollegin von Sebi , kommt pünktlich zum Anfang der Saison mit ihrer Mutter wieder nach Sri Lanka. Da aufgrund der aktuellen Situation die Touristen noch fernbleiben , verbringen wir die Tage am Strand oder am Pool. Wir sind alle im Meer und genießen das warme Wasser, was mit 29°C nicht wirklich erfrischend ist. Ich kämpfe etwas mit dem zwicken der kleinen Quallen auf meiner Haut, als Sebi hektisch anfängt zu paddeln. Eine Wasserschlange schwimmt im Wasser. Panisch versuchen wir aus dem Wasser zu kommen. Am Strand sehe ich 2 rote Stiche an meinem Fuß, die einem Schlangenbiss ähneln. Unsicher, ob ich nun gebissen wurde, da ich mich mehr auf die Quallen konzentriert habe und ob mein Körper die plötzlich auftretenden Schmerzen jetzt einbildet und es nur alte Ameisenbisse sind. Auch die Einheimischen am Strand konnten einen Schlangenbiss nicht wirklich ausschließen. Da es mir doch jetzt etwas mulmig wurde, entschieden wir uns kurz einen Arzt aufzusuchen. Die Arztpraxen hier sind natürlich nicht ansatzweise mit denen bei uns zu vergleichen. Ein kleiner Raum nur mit einem Vorhang getrennt. Den Arzt hätte ich auch nicht direkt als Arzt erkannt. Nachdem wir ihm alles erzählt haben und er den „Biss“ angeschaut hat, verwies er uns direkt ins nächste Krankenhaus. Auch er konnte keinen Biss ausschließen. Das nächste kleine Krankenhaus ist nicht weit entfernt. Dort eingetroffen, saßen alle Mitarbeiter im Kreis und bastelten Lampions für den bevorstehenden Feiertag. Der Arzt musste auch erstmal telefonisch verständigt werden. Es kam eine Frau mit ihrem Kind und setzte sich neben mich, so dass ich sie erstmal fragen musste, ob sie der Arzt hier sei. Sie schaute sich den Biss an und war sich auch unsicher. Also musste ein schneller Bluttest her. Wenn das Blut nach 20 Minuten gerinnt, ist alles in Ordnung, wenn nicht, ist es vergiftet und ich müsste direkt in die nächstgrößere Stadt. Mein Blut war nach 20 Minuten halb geronnen, halb nicht. Damit wusste die Ärztin jetzt auch nicht wirklich was anzufangen und meinte, ich sollte unter Beobachtung in diesem Krankenhaus bleiben. Ich lehnte eine Nacht in diesem Krankenhaus dankend ab und entließ mich auf eigene Verantwortung. Sobald sich irgendwas verändert, sollte ich schnellstmöglich wiederkommen. Der Nachbar von Sebi kam Abends noch vorbei und versuchte mit einer Limette und einer am Stein abgeriebenen Rinde das Gift aus meinem Körper zu ziehen. Letztendlich habe ich den möglichen Schlangenbiss ohne Komplikationen überstanden. Am nächsten Morgen entdeckte ich auf meinem Rücken etwas, was da vorher nicht gewesen ist. Es sah aus wie ein entzündeter Stich, aber doch auch anders. Ich versuchte es erstmal paar Tage mit Cortison. Bilder wurden nach Deutschland gesendet, doch eine Ferndiagnose konnte nicht erstellt werden. Nach ein paar Tagen ohne Veränderung ging es nach Puttalam ins Krankenhaus zu einem Hautarzt. Um 16h sollte der Arzt anfangen und ich bin die 4. in der Reihe. Da insgesamt 4 unterschiedliche Ärzte in den kleinen Räumen untergebracht sind, sind auch dementsprechend viele Leute vor den Räumen. Die Singalesen gehen auch nicht alleine zum Arzt, sondern werden von der ganzen Familie plus Oma und Opa begleitet. Wir sind in dem Vorraum die Hauptattraktion. So etwas wie Privatsphäre kennen die Singalesen nicht. Sehr offensichtlich starren die meisten uns an und stellen sich sehr nah an uns. Der Arzt ist auch sichtlich erfreut über meinen Besuch und fragt mich über meine Reise aus und ist sehr glücklich, dass ich trotz der Umstände im Land geblieben bin. Er diagnostiziert das „etwas“ auf meinem Rücken und bietet mir an, es direkt im kleinen Kabuff zu entfernen. Er öffnet seinen Koffer, der wie ein Versuchskoffer aus dem Physikunterricht aussieht, betäubt meine Stelle und fängt an zu Fräsen oder so ähnlich. Was genau gemacht wurde, bin ich mir nicht sicher. Es ist weg und ich habe eine kleine Wunde. Mit Dana, Beate und Sebi verbringe ich fast meine kompletten Tage in Kalpitiya. Morgens frühstücken wir zusammen und Abends spielen wir des Öfteren Karten, lachen bis wir keine Luft mehr bekommen und haben eine gute Zeit. Dazwischen versuche ich Sebi's Hund „Schnauzi“ so gut es geht zu verwöhnen. In diesen Hund habe ich mich komplett verliebt und könnte ihn stundenlang beobachten und mein Herz geht auf! Zusätzlich hat mir eine süße Spitzmaus, ich wusste gar nicht wie süß die sind, das Leben zu verdanken. Während der Ausgangssperre fanden wir die kleine in der Lebendfalle. Normalerweise werden die dann doch sehr qualvoll umgebracht. Ich hätte das nicht mit mir vereinbaren können und überredete Sebi, die Maus am Strand freizulassen. Bis dahin fütterte ich sie in ihrem Käfig und zwei Tage später brachten wir sie in die Freiheit. So gerne ich auch länger bleiben könnte , da ich mich absolut wohl fühle, bekomme ich trotzdem das Gefühl, ich muss langsam weiter. Nach 64 Tagen verlasse ich Sri Lanka und fliege nach Phuket. Am Flughafen musste ich einige Tränen verdrücken. Freue mich aber auf etwas Neues und werde auch erstmal wieder alleine reisen. Nach 7 Stunden Flug kam ich etwas übermüdet in Phuket an. Ich hatte mir in Patong ein Hostel gebucht. Bis dato war mir Patong kein Begriff. Aber recht schnell wurde mir klar, dass es sich um eine reine Touristen und besonders auf den Sextourismus ausgelegte Stadt handelt. Preislich kommt es schon sehr nah an deutsche Preise ran. Ich schlenderte durch die Stadt, wo sich ein Massage Shop nach einander reiht. Vor den Shops sitzen die sexy zurecht gemachten Damen und fragen jeden Tourist „ Massageeeeee?“. Auf der „Bangla Road“ -die Partystraße- wird einem dauernd versucht ein Besuch der bekannten „Ping Pong show“ anzudrehen. Gelangweilte, unglücklich aussehende asiatische Frauen stehen an den Poledance Stangen. Dagegen ist die Khaosan Road in Bangkok sehr harmlos – finde ich. Nach 2,5 Monaten wieder alleine unterwegs und in einer Stadt, die mir nicht zusagte, machte es mir nicht ganz so leicht mich wohlzufühlen bzw. machte mir meine Entscheidung um so leichter. Ich buchte einen Transport nach Ao Nang, in der Nähe von Krabi. Da war ebenfalls Fawiee, der Holländer, den ich Kuala Lumpur kennengelernt hatte, mit seinen Freunden. In Ao Nang fühlte ich mich, obwohl es auch ein kleines Touristenstädtchen ist, sehr wohl. Ich hatte ein 4er Zimmer für mich alleine, da aktuell Off Season ist und eigentlich Regensaison. Geregnet hat es jedoch bisher nur Nachts. Am nächsten Tag ging es zu den 4 Island Hopping Tour. Ein Longboat bringt uns und einige anderen Touristen zu den Inseln Tup-, Chicken-,Poda- und Railay. Es sieht wirklich so aus, wie auf den zu oft gesehenen Bildern. Traumhafte weiße Sandstrände, türkisfarbenes Meer und Kalksteinformationen die aus dem Wasser ragen. So stellt sich jeder Thailand vor und so ist es auch! Unbeschreiblich schön. Auch hier hat das Wasser seine 29°C. Kaum bin ich 5 Minuten im Wasser, werde ich jedoch von einem Fisch blutig gebissen, womit das Baden ein schnelles Ende nimmt. Welcher feiger Fisch das war, weiß ich nicht. Und warum immer ich, kann ich auch nicht sagen!
Abends ging es mit einigen Franzosen in eine Bar für ein paar Abschiedsbiere für Fawiee, da er nach 5 Monaten Reisen wieder nach Hause fliegt. Für den nächsten Morgen hatte ich mich mit den Franzosen für eine Wanderung auf den „Dragon Crest“ verabredet. Zu fünft ging es morgens um 9 Uhr auf drei Rollern Richtung Wanderweg. Bereits am Anfang, was eventuell aber auch schon der schwerste Teil der Wanderung war, da es nur steil bergauf ging, waren alle komplett nass geschwitzt. Mir tropfte der Schweiß in die Augen, welche Farbe mein Tshirt am Anfang hatte, war nicht mehr zu identifizieren. Nach 1,5 Stunden kamen wir auf der Spitze an und ich muss sagen, der Schweiß hat sich gelohnt. Super schöne Aussicht und mit uns nur ein anderer Tourist, so dass die Ruhe genossen werden konnte. Danach freuten wir uns um so mehr ins Meer zu hüpfen. Wie des Öfteren in letzter Zeit passiert, kam der ausgelassenen Stimmung ein Tier in die Quere. Mal wieder, kaum 5 Minuten im Wasser, berühre ich eine Qualle. Sofort fängt mein Arm an höllisch zu brennen. Somit ist auch hier das Baden sehr schnell beendet. Essig soll gegen das Brennen helfen, da wir aktuell im Nirgendwo sind, ist kein Essig aufzutreiben. Zurück bleibt ein Brennen und ein wenig Ausschlag. Am nächsten Tag fuhr ich nach Koh Lanta. Ich buche eigentlich immer ein Bett in Hostels, um neue Leute kennenzulernen. Aber auch auf der Insel bin ich in dem Zimmer komplett alleine. Die beiden Tage werden für mich wohl entspannt werden, bevor es nach Koh Phangan geht. Dort treffe ich Connor, den Ami hatte ich in Laos kennengelernt und wir hatten eine gute Zeit.
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Für uns ging es nun in den Westen nach Kalpitiya in ein Kitsurf Resort. Da im April keine Saison zum Kitsurfen ist, hat das Management sich überlegt, ein kleines Festival „wild Collective„ zu veranstalten. Auf diesem Festival sollen wir hinter der Bar aushelfen. Ich kenne zwar einige Longdrinks und Cocktails, wie diese jedoch gemacht werden und welche Getränke gemixt werden, weiß ich aber leider nicht. Wir kamen donnerstags an und haben noch etwas beim dekorieren und aufräumen geholfen. Das Resort liegt wunderschön, fast direkt am Strand. Nur getrennt von einer Lagune , die über die „sunset Bridge“ ( auf dieser Brücke kann man traumhafte Sonnenuntergänge bestaunen) überquert werden kann. Das Resort ist relativ groß und hat Bungalows im unterschiedlichen Preissegment und auch kleine Zelte, die jedoch eher luxuriös sind im Gegensatz zu normalen Zelten. Wir haben in einem solchen Zelt geschlafen. In dem Resort ist alles bunt geschmückt, überall Möglichkeiten zum chillen oder in der Hängematte zu liegen. Freitag am Mittag sollte es los gehen. So wie fast alles hier in Sri Lanka, geht es selten pünktlich los und meistens – für Europäer - ziemlich chaotisch. Man denkt immer „ das geht niemals gut“ aber am Ende ist alles besser! Überall wurde noch aufgebaut und dekoriert. Die Beachbar, unser eigentlicher Arbeitsplatz, war noch komplett leer – keine Getränke, kein Eis, keine Gläser – nichts. Alles musste von der Hauptbar im Resort zum Strand geschleppt werden. Wir fingen an mit Vorbereitungen wie z.B. Früchte schneiden, Bier in die Kühlschränke räumen und Limettensaft pressen. So langsam kommen die Festivalbesucher auf das Gelände. Wir bekommen noch eine kurze Einweisung ins Cocktail und Longdrink mixen und einige andere Informationen über den Ablauf und werden dann zum arbeiten geschickt. Ich arbeitete mit unserem „Bärchen“ Sebastian in der Hauptbar und Cindy mit Ranjit in der Beachbar. Die Stimmung, die Menschen, darunter viele Einheimische und einige Touristen und die Musik sind super. Hinter der Bar haben wir viel zu lachen, fallen aber jedoch um 12 Uhr tot ins Bett. Ich höre noch von meinem Bett aus, dass die Party noch bis in die Morgenstunden geht und schlafe mit dem Technobeat ein. Die Stimmung im Ganzen Team ist einfach nur super. Wir fühlen uns in dem ganzen Resort willkommen und verstehen uns super mit allen, besonders den Einheimischen. Die gute Musik bringt alle schnell zum tanzen, feiern und trinken. Die Stimmung auf dem Festival ist ausgelassen. Auch wir gönnen uns beim arbeiten das ein oder andere Bier und Gin Tonic. Später am Abend haben wir frei und gehen mit den anderen Mitarbeitern zur Bühne auf die Tanzfläche und tanzen bis früh am Morgen auf Elektro Sounds. Am nächsten Tag fällt uns das Arbeiten nicht ganz so leicht und wir entscheiden uns erstmal für ein „Konterbier“ . Die Musik bringt uns schnell wieder zum Tanzen. Wir tanzen, lachen und reden mit allen und die Stimmung ist sehr familiär . Die Sonne geht auf und wir tanzen bis zum Sonnenaufgang . Gegen 7 Uhr morgens entscheiden wir uns dann doch fürs Bett, da wir nachmittags beim Abbau helfen sollen. Ein super schönes, kreatives und hippilastiges Festival geht zu Ende. Wir sind glücklich ein Teil davon gewesen zu sein. Wir bleiben noch 2 weitere Tage in dem Resort und beschließen, nicht weit entfernt in Kalpitiya zu bleiben um uns weitere Gedanken über den Verlauf der Reise zu machen. Auf dem Festival haben wir Sebi aus Deutschland kennengelernt. Er lebt in Kalpitiya, verkauft selbstgemachte Pizza und unterschiedliche Kitetouren und Touren in den naheliegenden Wilpattu Nationalpark. Da noch keine Saison ist und er ganz froh über etwas Abwechslung ist, zeigt er uns alles rund um Kalpitiya. Wir fahren zu unterschiedlichen Stränden, in ein unbewohntes Hotel irgendwo im Nirgendwo und genießen, ausgestattet mit Pizza, die Aussicht auf das türkisfarbene Meer. Wir machen eine Delfin Tour und sehen eine Schule von „Bottlenose“ Delfinen, einige „Shortfinpirate“ Wale und bestimmt 500 „spinner“ Delfine. Es ist einfach wahnsinnig schön, diese Tiere in freier Wildbahn zu sehen. Die Delfine folgen unserem Boot und machen ständig kleine flips im Wasser. Er bringt uns zu dem nördlichsten Zipfel der Halbinsel, zu dem es nur mit einem 4wd geht und wir machen einen Tagesausflug mit dem Kanu im Wilpattu Nationalpark. Unterschiedlicher kann eine Landschaft nicht sein. Der Zipfel ist karg und sandig und nur Kühe, Esel und Ziegen finden ihren Weg dahin. In Trincomalee waren es die Rehe und in Kalpitiya laufen die Esel auf den Straßen. Dagegen ist im Wilpattu Nationalpark alles saftig grün und es gibt viele verschiedene Vogelarten und mit etwas Glück lassen sich Elefanten sehen. Diese Natur ist einfach wunderschön. Mit dem Kanu sind wir 3 alleine mit der Tierwelt auf dem Wasser . Kein Boot, keine anderen Touristen. Diese Stille ist traumhaft. Mit Sebi fühlt es sich an, als würden wir uns schon lange kennen und die Woche zu dritt haben wir sehr viel Spaß und des öfteren Bauchschmerzen vor lachen. Nach 2 Wochen Kalpitiya entscheiden wir uns, unser Visa in Colombo zu verlängern um noch mehr Zeit in diesem wundervollen Land zu verbringen. Da unser Weg vom Süden Richtung Norden wieder an Kalpitiya vorbei führen soll, lassen wir ein Teil unseres Gepäckes bei Sebi. So lässt es sich doch gleich angenehmer reisen. Über die Visaverlängerung haben wir schon einige Horrorgeschichten gehört. Wartezeiten von 8 Stunden sind keine Seltenheit . Auch im Office of Immigration wird darauf hingewiesen, dass eine Visa Verlängerung um die 4 Stunden dauern kann. Als wir nach 2 Stunden unseren Pass wieder in der Hand halten, sind wir uns nicht sicher, ob wir wirklich gehen dürfen. Was machen wir jetzt noch mit dem ganzen Tag? So war es nicht geplant, daher machen wir uns auf zum shoppen. Am Karfreitag wollten wir von Colombo mit dem Zug in den Süden nach Hikkaduwa. Dass es dieses Mal nicht nach Plan läuft, realisierten wir, als der Zug in den Bahnhof einfuhr. Unser 3. Klasse Ticket hatten wir bereits, auf dem Gleis warteten schon einige andere auf den Zug. Schon beim einfahren ist unser Zug bereits so voll, dass die Menschen aus den Türen hängen und der Ausstieg teilweise über Fenster erfolgt. Vielleicht wollen ja doch alle nach Colombo? Leider steigen nur wenige aus, zu wenige sodass noch Platz wäre für alle Wartenden. Wir laufen bis zum Ende des Zuges und kommen tatsächlich noch mit unserem Backpack in den Zug. Jedoch mitten im Gang ohne Fenster, völlig eingeengt, stehend mit dem Backpack auf dem Rücken, 3 Stunden! Diese Gedanken sind zu viel für mich. Ich muss hier umgehend raus, Panik macht sich breit. Ein Glück steht der Zug noch, sodass wir diesen zitternd verlassen können. Und Nu? Es stehen noch andere Menschen etwas verloren am Gleis. Ein englisches Pärchen fragt uns, ob wir ein Taxi in den Süden teilen wollen. Das war eigentlich nicht unser Plan aber wir gestehen uns auch ein, dass der Bus oder der nächste Zug genauso aussehen wird und entscheiden uns für das Taxi. Nach 2,5 Stunden kommen wir in Hikkaduwa an. Auch im Süden haben wir gerade die Saison verpasst und es sind wohl eindeutig weniger Touristen da. Ob das jetzt gut oder schlecht für uns ist? Auf der einen Seite, sind wenig Touristen gut, auf der anderen Seite haben einige Restaurants und Läden bereits geschlossen. In Hikkaduwa besuchen wir ein Tsunami Foto Museum. Hier bleiben unsere Augen nicht trocken. Herzzerreißende Geschichten und Bilder. Wir bleiben ziemlich lange und versuchen die Bilder zu verarbeiten. Auch ich habe 2004 den Tsunami in den Nachrichten vernommen, jedoch war das alles so weit weg. Und nun steht man an dem Fleck, wo viele Menschen ihr Leben, ihre Familie und ihr Hab und Gut verloren haben. Von da aus geht es zu einer Schildkröten Aufzuchtstation. Hier wird hart gearbeitet um den Bestand der Schildkröten zu erhöhen. Zudem werden auch behinderte und verletzte Schildkröten aufgenommen, da sie im Meer keine Überlebenschance haben. Die Schildkröteneier werden auf dem Gelände vergraben, nachdem die kleinen geschlüpft sind werden diese nach Männlein und Weiblein sortiert. Die Männer werden schon sehr klein ins Meer entlassen, die Weibchen hält er sich für die Eierproduktion. Am nächsten Morgen beim Frühstück spüren wir, dass irgendwas nicht stimmt. Die Einheimischen wirken betroffen, traurig und ruhig. Nach dem uns einige Bekannte von der Insel fragen, ob alles okay bei uns ist und wir in Sicherheit sind, hören wir von den Attacken in Colombo, Negombo und Baticallua. Die Informationen kommen schleppend und noch nicht in unserer Sprache. Wir verbringen den Tag am Strand und machen uns erstmal keine Gedanken bzw. haben nicht realisiert was passiert ist. Erst als wir zurück im Hotel sind und uns viele besorgte Nachrichten aus Deutschland erreichen, realisieren wir das Ausmaß! Endlich erhalten wir mehr Informationen über die deutschen Nachrichten. Wir sind geschockt, sprachlos und unsicher. So viele Menschen haben in unserer Nähe ihr Leben verloren! Der Terror ist auf einmal so nah! Dann wird Social Media abgeschaltet und kommunizieren geht nur noch über eine VPN App. Es wird eine Ausgangsperre verhängt, so dass nicht mal Zeit blieb etwas zu Essen zu besorgen. Für uns drehen sich die Gedanken, ob wir weiterhin in diesem Land reisen wollen oder diese Reise hier abbrechen. Die Angst vor weitern Anschlägen ist da, denn keiner kann eine Entwarnung geben. Wir entscheiden uns erstmal hier zu bleiben, was sich im Nachhinein als richtig rausstellt. Sri Lanka leidet 4 Wochen nach den Attacken bereits unter den Stornierungen und Fernbleiben der Touristen. Dabei ist dieses Land so auf den Tourismus angewiesen. Die Straßen, Züge, Hotels, Restaurants und Strände sind leer. Jeder hofft, dass es sich in einigen Monat wieder normalisiert. Ich wünsche es diesem wunderschönem Land. Die Ausgangssperre bleibt in den Abendstunden für ca. 1 Woche bestehen. Social Media bleibt fast 2 Wochen gesperrt. Wir versuchen nun erstmal die größeren Städte sowie Touristen Hotspots zu meiden und buchen uns eine kleine „Hundehütte“ direkt am Strand. In diese Hütte passt nur eine Matratze und kein Gepäck. Abends mit Meeresrauschen einschlafen und morgens mit Meeresrauschen aufwachen. Einfach traumhaft. Wir angeln uns langsam die südliche Küste entlang über Galle nach Unawatuna nach Mirissa. In Galle machen wir nur einen Tagesausflug um den Dutch Fort zu besuchen. Als wir die Stadtmauern betreten, sehe ich auf der Wiese ein kleines Kalb stehen. Ich denke mir eigentlich nichts dabei, schließlich laufen Kühe überall frei herum. Aber irgendwas ließ mich nochmal zum Kalb schauen und plötzlich rennt dieses Kalb mit hoher Geschwindigkeit auf mich zu. Kopf bereits gesenkt um mich umzustoßen. Völlig erschrocken fange ich an zu rennen. Das Kalb hinter mir her! So Kühe können richtig schnell sein. Fasst hätte es mich erwischt, ich konnte mich jedoch noch mit einem Sprung auf die Stadtmauern retten. Wir beide werden wohl keine Freunde! Was ich dem kleinen getan hab, konnte nicht geklärt werden! Innerhalb des Forts fühlt es sich nicht mehr nach Sri Lanka an, überall kleine Cafes, die Häuser stehen noch aus der Kolonialzeit. Ein schöner Spaziergang auf der Stadtmauer zum Uhrenturm und zum Lighthouse begleitet mit tollen Aussichten. Leider ist im Süden bereits Regenzeit, so dass es die meiste Zeit bewölkt ist und am Nachmittag anfängt zu regnen. Daher lässt es sich nicht wirklich am Strand relaxen oder lange Tagesausflüge unternehmen. Der letzte Stopp für uns im Süden ist Dewinuwara. Dies ist der südlichste Punkt der Insel und vom Leuchtturm soll es einen schönen Ausblick geben. Wir buchen uns ein Homestay direkt neben dem Leuchtturm. Die komplette Familie erwartet uns als wir ankommen. Es gibt Tee und wir werden ausgefragt und alle sind neugierig. In dem Haus wohnen 3 Generationen und alle empfangen uns herzlich. Leider erfahren wir, dass aufgrund der Attacken der Leuchtturm erstmal geschlossen bleibt. Als Wiedergutmachung gibt es das beste Reis &Curry auf der ganzen Reise. Nach einer Nacht machen wir uns auf nach Arugam Bay – der Surfer Hotspot in Sri Lanka. Die Busfahrt soll circa 8 Stunden dauern. Es ist ein ganz normaler Stadtbus, die Musik voll aufgedreht und Fahrgäste steigen ein und steigen aus. Mir macht es Spaß die Menschen , sowie die Landschaft zu beobachten. Nach circa ¼ der Strecke sind wir noch die einzigen Touristen in dem Bus. An einem Busbahnhof stehen zwei Kerle mit ihren Surfboards und möchten in den Bus. Wohin soll denn noch dieses Surfboard passen? Natürlich wird das Surfboard direkt vor mir auf den Sitz gestellt, so dass ich 5 Stunden nach vorne nur auf ein große Surfboard schaue und nichts mehr im Bus mitbekomme. Dadurch zieht sich die Busfahrt am Ende sehr, da ein Surfboard weniger interessant ist. Der Bus rast, alles ruckelt, besonders die Kurven nimmt der Busfahrer wie ein Rennfahrer. Im Osten gibt es aufgrund der Anschläge einige Checkpoints. Das heißt, alle Einheimischen müssen aussteigen und sich ausweisen. Soldaten kommen in den Bus, kontrollieren uns, den Bus und alle Gepäckstücke. Schnell kommen wir mit den Surferboys aus Neuseeland ins Gespräch. Zufälligerweise sind die beiden auch noch im gleichen Guesthouse. Zusammen trinken wir nach der Ankunft noch einige Biere, diskutieren über Englische Grammatik und sie überreden mich zum surfen. Eine Surfstunde stand bisher auf meiner Bucket List und endlich konnte ich ein Häkchen machen. Ich bekam eine 2stündige Surfstunde von einem singhalesischen Surfer. Und ich muss sagen, es hat mega Bock gemacht! Am Anfang dachte ich, das klappt niemals, doch nach einigen Bauchplatschern stand ich schon bald sicher auf dem Board und konnte schon in eine Richtung lenken. Der Surflehrer hat sich so gefreut und meinte, das wäre schön wahnsinnig gut, was mich natürlich sehr stolz gemacht hat . Mir hat das Surfen so viel Spaß gemacht, dass ich beschlossen habe, auf Bali einen Kurs zu machen. Den ganzen Abend hielten diese Glückshormone an und ich grinste wie ein Honigkuchenpferd. Am nächsten Tag wollten Cindy und ich etwas den Osten mit einem Roller erkunden. Cindy fährt nicht gerne, ich hätte es gemacht aber so 100% sicher fühle ich mich auch nicht auf dem Scooter . Also fragten wir Tim und Tom, die Neuseeländer, ob sie Interesse hätten. Als ich erwähnte, man könnte ja auch ein Tuktuk leihen und selbst fahren damit ihre Surfboards mitkommen, waren die beiden sofort einverstanden und liehen ein Tuktuk bei einem Einheimischen aus. Oft vermieten die Einheimischen ihre Tuktuk um noch was Geld zu verdienen und alles geht auf Vertrauensbasis. Am nächsten morgen wurden also die Surfboards auf dem Dach befestigt und es ging zu einem etwas entfernten und schwer zu erreichenden Strand „Peanut Farm“ . Cindy und ich beobachten die Surfer vom Schatten aus als ich plötzlich einen Schmerz in meinem Zeh verspüre. Eine seeeeeeehr große Ameise hat mich gebissen. Schon des Öfteren wurde ich von Ameisen gebissen, kurzer Schmerz und gut ist, aber dieser Schmerz war für mich kaum aushaltbar. Ein pochender Schmerz der mir ständig Gänsehaut machte. Weder die Kühlung im Meer, noch die von Einheimischen organisierte Limette brachte Linderung. Ich war fest davon überzeugt, dass ich den Zeh verlieren würde. Nach 12 Stunden ließ der Schmerz nach und ich habe meinen Zeh behalten. Trotz Schmerzen bekam ich von Tom noch eine kleine Surfstunde bevor es voll gepackt mit Banane, Ananas und Papaya in unser Guesthouse ging. Abends wollten wir dann noch zum Sonnenuntergang auf den Elephant Rock . Marvin, der ebenfalls in unserem Guesthouse wohnte, schloss sich an. Eigentlich sind nur 4 Plätze in einem Tuktuk, aber die Singalesen stapeln sich des Öfteren in dem kleinen Tuktuk, daher gibt es wohl hier keine Regeln. Kaum aus der Stadt, werden wir von der Polizei angehalten. Alle erstmal aussteigen und Führerschein vorzeigen. Der Polizist zeigt auf das Tuktuk und zählt die Sitze „ One, Two, Three, four“ , zeigt auf uns „ One, Two, Three, Four, five“ er wollte dann 1000 Rupien von uns haben, dann dürften wir weiter fahren. Auch versuchte Verhandlungen lehnte er ab. Erst als wir äußerten, wir würden dann lieber zur Polizeistation fahren und es dort klären, wechselt er zum „good Cop“ , grinste und ließ uns abdüsen. Mit Sonnenuntergängen haben Cindy und ich aktuell nicht so viel Glück. Oben auf dem Hügel angekommen war wieder alles Wolken verhangen. Trotzdem war die Aussicht sehr schön und die Stimmung super entspannt. Zurück im Guesthouse spielt ein Australier Gitarre, ein Ami die Trommel und wir -3 deutsche und 2 Neuseeländer- entspannen und unterhalten uns. Das ist das, was für mich das Reisen so schön macht. Immer wieder begegne ich unterschiedlichen Menschen aus unterschiedlichen Ländern und man hat eine gute Zeit zusammen.
Am nächsten Morgen ging es mit dem Bus ins Hochland nach Ella. Die Temperaturen mit 25 Grad waren traumhaft und abends musste ich zum ersten mal seit 7 Wochen mit Decke schlafen. Mit dem Zug ging es für einen Tagesausflug zum Lipton Seat nach Hapathule. Der Lipton Seat liegt bei den Teeplantagen von Lipton und der Gründer Thomas Lipton selbst hat hier schon seinen Tee getrunken. Schon die einstündige Zugfahrt war traumhaft. ( ich glaube diese gehört auch zu den schönsten Zugfahrten weltweit) Durch Teeplantagen, vorbei an Dörfern, durch Nadelwälder über Brücken mit den tollsten Aussichten auf Täler. Der Lipton Seat ist ganz oben auf einem Berg. Ein Tuktuk fährt uns hoch. Auf dem Berg genießen wir einen Tee mit einer schönen Aussicht. Auf dem Rückweg geht es noch in eine Teefabrik, die aber leider geschlossen hatte. Es ist einfach Wahnsinn, wie facettenreich dieses Land ist. Vom heißen Strand ist man innerhalb weniger Stunden in der schönsten Berglandschaft. Für die nächsten 4 Tage ging es für uns in ein Yoga Retreat irgendwo zwischen Tee- und Bananenplantagen 1 Stunde von Ella entfernt. An dem Ort gibt es kaum Internetempfang und um uns rum eine große Insektenvielfalt, Vögel und andere Tiere. Wir sind die einzigen Gäste und bekommen daher morgens und abends private Yoga Stunden. Am 2. Tag gehen wir vormittags zu einem Wasserfall. Wir erklimmen diesen bis zum 3. Pool und lassen uns von den Fischen eine Pediküre geben. Kurze Zeit später kommen ca. 15 Singahlesen ausgestattet mit Trommeln und Alkohol, setzen sich in den Schatten und singen und trinken. Sehr schöne Atmosphäre. Am 3. Tag geht es nach der Yoga Stunde auf den little Adams Peak in Ella . Vor 2 Monaten war dieser noch komplett mit Touristen überlaufen, an diesem angenehmen Tag sind wir die einzigen auf dem Berg. Wir sitzen lange auf der Spitze und schweigen . Genießen den Moment, die Luft, die Umgebung, die Ruhe. Von hier oben wirkt alles so klein. Danach laufen wir 2km über die Gleise zur 9 Arches bridge. Die sonne geht langsam unter und taucht die Brücke neben den Teeplantagen und Bananenbäumen in ein warmes Licht. Nach diesem anstrengenden Tag fallen wir völlig kaputt ins Bett und werden pünktlich zum morgendlichen Yoga wach. Danach geht es zur einer schönen 3 stündigen Wanderung hoch und runter durch die Bananen- und Teeplantagen. Die Luft ist so schön. Je später es wird, desto tiefer hingen die Wolken. Die tiefen Wolken in den Teeplantagen hatte irgendwas mystisches an sich. Nach dem morgendlichen Yoga geht es für uns mit dem Zug 8 Stunden nach Kandy. Kandy dient nur noch als Zwischenstopp um weiter nach Kalpitiya zu reisen. Cindy hat ein Jobangebot als Masseurin in dem Kitsurf Resort erhalten und soll am 15. Mai anfangen. Ich werde in der Zeit zu Sebi und meine Aus- und Weiterreise planen. Nach 2 Monaten in diesem wunderschönen Land zieht es mich aber nun langsam weiter. Die Zugfahrt ist mit 8 Stunden lange, aber die Landschaft ist einfach unbeschreiblich schön. Wir kommen mit Einheimischen ins Gespräch da wir dieses mal in der 3.Klasse fahren, wir lehnen uns aus der Tür und genießen den Fahrtwind und die schöne Aussicht. Wir fahren durch schönste Berglandschaften, durch wolkenverhangenen Dörfer, vorbei an winkenden Kindern. Jeder Reisende in Sri Lanka sollte die Zugfahrt von Ella nach Kandy oder umgekehrt erleben. Zum zweiten mal in Kandy merken wir schon einen großen Unterschied zu unserem ersten Besuch. Die Stadt ist nicht mehr so voll, keine Touristen und somit sind auch weniger Einheimische auf der Straße unterwegs. Tuktuk Fahrer fahren uns kostenlos um uns eventuell noch eine andere Tour zu verkaufen. Mir tut es richtig weh zu hören, was es für die Existenz der Menschen bedeutet. Auf dem Weg von Kandy nach Kalpitiya machen wir einen Stopp in Kurunegala. Hier wohnt ein Bekannter, den wir auf dem Festival kennengelernt haben, er hat uns zu sich und seiner Familie zum Essen eingeladen. Die komplette Familie begrüßt uns und wir essen alle zusammen eine große Auswahl an Reis&Curry. Die Familie ist so herzlich und gastfreundlich, ich hätte mich noch Stunden mit seiner Mutter unterhalten können. Aber leider haben wir noch eine 4 stündige Busfahrt vor uns und müssen daher zeitig los. Kurz vor Kalpitiya heißt es erstmal schweren Herzens Abschied von Cindy nehmen. 7 Wochen, fast 24 Stunden zusammen und noch immer mögen wir uns! Vielleicht führt uns unser Weg nochmal zusammen! In Kalpitiya bin ich verwundert, dass bereits um 19 Uhr alles verriegelt ist und keine Menschen auf der Straße zu finden sind. Bei Sebi erfahre ich dann, dass erneut, wegen Ausschreitungen in der Nähe, eine Ausgangsperre verhängt wurde. Nun sitzen wir mal wieder eingeschlossen, ohne Essen und Trinken und warten das die Sperre aufgelöst wird. Von Colombo ging es mit dem Zug in der ersten Klasse für knapp 3 EUR in das 3 Stunden entfernte Kandy . Eigentlich wollten wir in der 3. Klasse fahren, jedoch wussten wir nicht, dass diese Klasse nicht vorab reserviert werden kann und so hat uns der Angestellte am Schalter einfach direkt die erste Klasse verkauft. Am Bahnhof war so ein Troubel, so viele Menschen, so viele Lautsprecherdurchsagen. Entweder, wir sahen so verloren aus oder es sind einfach alle Singhalesen super freundlich. Heute weiß ich, letzteres stimmt. Alle fragten uns wohin wir fahren und zeigten uns, wo wir warten müssen. Als der Zug auf ein anderes Gleis verlegt wird, kamen die Einheimischen direkt zu uns gelaufen um uns Bescheid zu geben. Am Bahnhof wurde uns der Unterschied zwischen Einheimischen und Touristen nochmal deutlich gemacht, denn es gab extra Toiletten nur für Touristen. Die Zugfahrt war sehr angenehm in dem klimatisierten Abteil, vorbei an kleinen Dörfern, grünem Dschungel, Affen und Tälern. Leider ließ sich diese Aussicht in dem geschlossenen Abteil nicht so gut genießen. Kandy ist eine viel zu kleine Stadt mit zu vielen Autos, Tuktuks , Bussen und Menschen. Diese Stadt platzt aus allen Nähten, ist super laut und dreckig, aber irgendwie hat sie uns direkt gefallen und wir haben uns wohl gefühlt. Es gibt Orte/Städte die in einem etwas auslösen, etwas Unbeschreibliches. So erging es mir mit Kandy. Auch wenn ein Fußgänger hier gar keine Rechte ( im Ganzen Land nicht) hat und es so gut wie keine begehbaren Bürgersteige gibt und diese meist als Parkplatz benutzt werden und dadurch auf die befahrene Strasse ausgewichen werden muss, laufen wir trotzdem quer durch die Stadt. Die „Bürgersteige“ – falls es überhaupt solche sind- sind uneben, haben lockere Steine und sogar große Löcher, in denen man direkt in die Kanalisation fällt. Wie „HansguckindieLuft“ durch die Straße zu laufen, könnte böse enden. Wir laufen vorbei an Affen, die über die Stromleitungen hüpfen, Kühe, Hunde und Katzen, die durch die Straßen laufen, Kinder mit Schuluniform die aus der Schule kommen, kleinen Restaurants und Geschäften. Neben uns hält ein Auto im Verkehr, das Fenster geht runter und ein kleines Mädchen steckt ihren Kopf aus dem Fenster und fängt uns an Fragen zu stellen: „ where are you from, how long in Sri Lanka, what’s your name, do you like it…“ die Fragerei geht so lange, bis ihre Stimme vom lauten Verkehr verschluckt wird. Auffällig ist, dass so viele Singalesen ziemlich gut Englisch sprechen, besonders die Kleinen, und sehr neugierig sind. Alle wollen immer wissen, wie uns das Land gefällt und sie scheinen auch sehr stolz auf ihr Land zu sein. Vergleichsweise sind Sehenswürdigkeiten in Sri Lanka ziemlich teuer. So kostet der Eintritt in den Zahntempel in Kandy ca. 9 Euro und der Zahn von Buddha lässt sich hier morgens und abends bestaunen. Zusätzlich sollen wohl auch Elefanten in dem kleinen Tempel leben. Wir entscheiden uns gegen einen Besuch und laufen stattdessen um den Kandy Lake. Dieser See könnte auch in Europa sein, wenn die Bürgersteige ausgebauter gewesen wären. Es wird aber wohl daran gearbeitet, denn es gab viele Baustellen um den See. Wie auch in vielen anderen Ländern zu sehen, arbeitet jedoch nur einer und die 10 anderen gucken zu oder schlafen! Unser Hostel in Kandy ist auf einem Berg, so dass wir zum einen das gute Essen abtrainieren können und zum anderen bietet dieses Hostel einen tollen Blick über die Stadt, besonders der Sonnenaufgang ist zu empfehlen. Vom Kandy Bahnhof geht es für uns mit einem Minivan ins kulturelle Dreieck nach Dambulla. Der Bahnhof von Kandy ist einfach nur stressig. 100 Busse versuchen sich durch einen viel zu kleinen Bahnhof zu hupen, dazu die ganzen Menschen , die ihren Bus suchen und die Schreier, die Ihren Bus anpreisen. Dagegen war der Bahnhof in Colombo fast eine Wellnessoase. Dambulla ist ein guter Ausgangsort um einige Touren zu machen z.b. Safari oder zum Lions Rock . Die Stadt selbst hat nicht so viel zu zeigen, außer die Dambulla Cave Temple. Von unserem Guesthouse wurde ein kostenloser Abholservice am Busbahnhof angeboten. Wir gaben dem Hotel unsere Koordinaten via whats App und warteten auf den Fahrer. Nach ca. 8 Minuten hielt ein Tuktuk vor uns und winkte uns zu sich. Als ich ihn fragte, ob er vom Guesthouse sei, bejahrte er dies. Also nichts wie rein! Er fuhr auch direkt los, in meinen Augen in die falsche Richtung aber man weiß ja nie. Nach einigen Minuten hielt er an und fragte uns nach der Adresse . Er war also doch nicht der Fahrer! Nun war ich etwas sauer über diese Art und Weise, zeigte ihm die Adresse und machte ihm deutlich, dass er uns jetzt sofort zum Guesthouse fährt und von uns kein Geld zu erhalten wird. Ich hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass er uns nun fährt und ich sah uns schon auf der Straße stehen. Aber vielleicht hat er gemerkt, dass mit nicht mehr zu spaßen ist. So fuhr er uns zum ca. 6km entfernten Guesthouse in die Walachei und verlangte kein Geld. Der hoteleigene Tuktuk Fahrer kam ohne uns vom vereinbarten Ort zurück. In Dambulla haben wir ein Guesthouse bei dem wir auch je Aufenthalt eine gratis Cooking Class bekommen. Das kleine Guesthouse liegt sehr abseits der Stadt in der Natur, um uns herum nur Bäume, Palmen und Häuser von Einheimischen. Auf unserer Veranda sind 5 unterschiedliche Vogelarten und singen um die Wette, Streifenhörnchen, Echsen und Hunde. Wir genießen noch eine Zeit die Geräuschkulisse der Tierwelt bevor wir uns zu Fuß zu dem knapp 3 km entfernten Cave Tempel aufmachen. Zu Fuß ist nicht die beste Idee, wie wir schnell merken. Auf der Hauptstraße angekommen gibt es keinen Schatten und die Sonne knallt uns voll auf den Kopf! Wo sind die Tuktuk Fahrer wenn man sie benötigt? Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt endlich unser Helfer und fährt uns zu den Caves. Die Höhlen liegen auf einem Berg, von dem sich weit in die Ferne blicken lässt. Ich empfand die Höhlen als nicht so schön. Sie waren sehr klein und mit identischen Buddhas voll gestellt. Nur die Wandmalerei und der Ausblick hat mir gut gefallen. Abends hatten wir dann unsere private Cooking Class. Erstmal musste die Kokosnuss geraspelt werden für den Coconut Sambal. Unsere Technik war wohl irgendwie nicht so gut, denn es war super anstrengend, hat lange gedauert und die Einheimischen haben beim beobachten etwas gelacht. Danach backten wir noch Roti und kochten Curry. Wie schon geschrieben, ich könnte hier den ganzen Tag nur mit essen verbringen und es dann noch selber zubereiten – war doch nochmal ein kleines Highlight. Am nächsten Morgen ging es für einen Tagesausflug mit dem Tuktuk Richtung „Lions Rock“ in Sigiriya. Der Eintritt auf den Lions Rock kostet stolze 25 Euro und ist von Touristen überfüllt. Aus diesen beiden Gründen und zusätzlich, wollten wir nicht auf dem Lions rock stehen sondern Ihn sehen, geht es für uns auf den gegenüberliegenden Berg „Pidurangala“. Dieser kostet nur 2,50 Euro und mit uns sind zu der Zeit nur ca. 10 andere Touristen auf dem Berg. Die Aussicht… diese Natur… diese Ruhe macht mich immer wieder sprachlos! Stundenlang könnte ich auf dem Berg sitzen und die Aussicht und die Atmosphäre einatmen. Auf dem Rückweg fährt uns der Tuktuk Fahrer, wie fast jeder Tuktuk Fahrer das macht, zu einem Herbal Garden ( oft sind es Restaurants oder Souvenirshops ). Hier erfahren wir einiges über Gewürze und Kräuter und bekommen mit den selbstgemachten Ölen noch eine kurze Massage. Das mit uns Backpackern kein Geld in solchen Shops gemacht werden kann, realisieren die meisten doch sehr schnell, daher gab es auch nur das Kurzprogramm für uns. Nach unserer täglichen Samosa geht es am Nachmittag wieder Richtung unserer kleinen Tieroase. Da es um ca. 18 Uhr schon dunkel wird, bin ich auch meistens bereits um 20 Uhr so müde, sodass ich mich nur mit Mühe wach halten kann. Am nächsten Mittag ist eine Safari im Eco Park in der Nähe geplant. In diesem Park lassen sich wunderbar Elefanten beobachten. Ich habe schon des Öfteren Elefanten in freier Wildbahn gesehen aber irgendwie erfreue ich mich trotzdem immer wieder an den Tieren. Tatsächlich treffen wir in dem kleinen Park auf 2 Elefantengruppen mit einigen Jungtieren. Diese Dickhäuter strahlen eine angenehme Ruhe aus und aus dem Schatten heraus können wir sie einige Zeit beobachten. Auf dem Heimweg sehen wir noch einen Elefanten außerhalb des Parks, wie er dahin gekommen ist, wissen wir nicht. Die Menschen und die Elefanten leben leider nicht unbedingt in Frieden miteinander… Von Dambulla geht es Richtung Ostküste nach Trincomalee. Auf meiner ganzen Reise hatte ich bisher nur 10 Tage in der Nähe eines Strandes verbracht, was eindeutig zu wenig ist. Die Busverbindungen auf der ganzen Insel sind einfach super. Dauernd fahren Busse überallhin auf der Insel. Jedes mal ist es ein neues kleines Abenteuer. Jeder Bus ist anders und jeder Busfahrer darf wohl in voller Lautstärke seine eigene Musik hören. Aus- und Einsteigen muss innerhalb von Sekunden passieren, sonst muss man dies beim fahrenden Bus machen. Ist mir schon passiert, und dann springe ich eben mal mit 18kg Gepäck aus dem fahrenden Bus. Anfang April ist auf der Ostseite noch keine Saison, daher fanden wir verlassene Stränden und nur vereinzelt Touristen. Wir übernachten in dem Vorort Uppuveli, im kleinen Guesthouse „the White house“, welches von Rangun geführt wird. Rangun ist ein leidenschaftlicher Taucher, ein toller Gastgeber und ein wunderbarer Mensch. Bei Kaffee und Kuchen reden und diskutieren wir über den Tsunami und die Folgen, Religion, Politik und Umweltschutz. Er zeigt uns die – für uns bis dahin unbekannte Frucht – Soursop. Warum mir diese Frucht all die Jahre verwehrt wurde, weiß ich nicht. Für mich war es nochmal ein ganz neues Geschmackserlebnis. Leider gibt es diese Frucht wohl nicht in Europa. Da er kurzfristig zu seiner Mutter in den Süden muss, überlässt er uns spontan das Guesthouse für eine Nacht, da wir die einzigen Gäste sind. Ein bisschen ungewohnt für uns, so ganz alleine und verantwortlich dafür zu sein, dass Türen abgeschlossen und Lichter aus sind. Vormittags liegen wir am wirklich wundervollen Strand zusammen mit unserem Straßenhund , der uns ausgesucht hat, und lesen, beobachten die Fischer und erholen uns vom harten Reisen. Nachmittags fahren wir nach Trincomalee. Trincomalee ist wahrscheinlich nicht annährend einer der schönsten Städte, aber uns gefällt das Gewusel, das Chaos und die netten Menschen. Besonders beim Sonnenuntergang taucht diese Stadt in ein schönes Licht. Am Anfang trauten wir unseren Augen nicht, als auf der Straße neben der Kuh plötzlich ein Reh steht. Ein Reh mitten in der Stadt in Sri Lanka? Je näher wir zum Fort Frederick kommen, desto mehr Rehe laufen uns über den Weg. Mit Schildern wird darauf hingewiesen, die Rehe zu achten und nicht zu verletzten. Vorbei an dem Fort, geht es zum Koneshwaram Temple. Dieser liegt auf einem Berg mit einer grandiosen Aussicht. Auch auf der Gottheit Shiva im Tempel wird die Bedeutung der Rehe dargestellt : ein Reh steht auf der linken Hand! Am Tempel freuen sich alle über unser Interesse, grüßen uns, winken uns zu und bitten uns an der Zeremonie teilzunehmen und wir nehmen dankend an. Laute Musik, überall bunte Gewänder, Männer oben ohne und jeder bekommt einen Streifen Asche ( Tilak) auf die Stirn. Wir lieben es in die kleinsten, nur mit Einheimischen gefüllten Restaurants zu gehen. Die Blicke, die Gastfreundschaft und das Interesse – wir fühlen uns rundum wohl. Auch in Trinco gehen wir in ein solches, welches um die Uhrzeit nur mit Männer gefüllt ist, wie auch die ganze Stadt sobald es dunkel wird. Als wir am nächsten Abend in das gleiche Restaurant erneut gehen, erkennen diese uns direkt wieder und ohne Worte bekommen wir direkt was wir möchten – unser geliebtes Kottu. In Deutschland würde ich so ein Restaurant nicht mal mit einem Fuß betreten, wobei so ein Restaurant bestimmt nicht mal öffnen dürfte, aber hier fühlen wir uns wohl und essen wirklich gut -> für 1,50 Euro für 2 Personen. Die Freude ist groß, als ich erfahre, dass mein Freund Markus aus Köln zufällig auch in Trinco ist. Wir verabreden uns daher auf ein paar Bier am Strand. Irgendwie ein schönes Gefühl nach 3 Monaten nochmal jemanden Vertrautes zu treffen und das noch an einem solch schönem Fleckchen Erde.
Auch im Urlaub stellen wir uns für besondere Aktivitäten einen Wecker – auch mal um 5.30 Uhr. Wir wollten uns dieses mal den Sonnenaufgang vom Strand aus anschauen. Als wir am Strand ankamen, waren wir doch erst was enttäuscht, da uns die Wolken die Sicht nahmen. Aber dann waren die Wolken noch das i-Tüpfelchen für diesen wunderschönen und friedvollen Sonnenaufgang. Für die nächste Woche haben wir über Workaway ( Arbeit gegen Kost und Lodgi) einen Platz im Westen auf einem Festival bekommen, um hinter der Bar auszuhelfen. Ob ich HINTER einer Bar so gut aufgehoben bin, bezweifle ich noch etwas. ;) |